AUFSCHWUNG
… als damals Anno 1991 die Entscheidung für Berlin als Hauptstadt fiel, war das für uns Bonner schon schlimm genug – vielleicht aus heutiger Sicht richtig – doch als der Dicke trotz sämtlicher Miseren der Folgejahre nicht damit aufhörte, von „blühenden Landschaften“ im Osten zu reden und keiner wusste, wo die sein sollen …
Jetzt sieh´ dir mal die Stadt an, nichts mehr wie es war
und die Jungs mit den Mopeds sind schon lange nicht mehr da.
Unsere Straße ist zerfallen, als wär´n wir noch im Krieg,
die alten Nachbarn sind fast alle weg, weil´s jeden hier wegzieht.
Der Edgar ist nach München, als Herr Westen kam,
kauft sich jetzt `ne Wohnung, sagte, Dad ihr kommt schon klar.
Der studiert da an Maschinen, dass ist mir schleierhaft,
denn wenn er´n Wagen reparieren soll, dass kriegt er nicht gerafft.
Ich fahr noch morgens Zeitungen, seit über dreißig Jahren,
die Rente geht nicht in (die) Millionen, da wird eben gespart.
Und die Heusers fahr´n nach Spanien, die sind noch in der Lehre drin,
nicht das wir da drauf neidisch wär´n, da wollen wir eh nicht hin.
Und der Aufschwung geht vorwärts, die sagen´s jeden Tag,
und die Zeit läuft nicht rückwärts, da ist für alle noch was drin.
Ja, der Aufschwung geht vorwärts … (Herr Westen hat´s gesagt)
Und alles, was ich ihnen noch sagen kann
Herr Westen, wir hier glauben dran …
BLICKKONTAKT
… an einen einst geliebten Menschen, den ich seit Jahren nicht wiedergesehen habe … Hi Alex …
Ein Schnappschuss – irgendwo – frag mich gar nicht mehr wieso.
Ganz zufällig finde ich dich unter irgendwelchem Mist.
Ja, du siehst mich jetzt von vorn und bitte schau dich noch nicht um.
Bleib nur so dastehen, wenn wir uns jetzt wiedersehen.
Ein Hauch Erinnerung zieht still vorbei. Abgelichtet, stets griffbereit.
Die Perspektive projiziert grenzenlos Vergangenheit.
Längst vergessene Szenen werden ständig Wirklichkeit.
Flüchtiger Augenblick ins Bild gerückt,
längst verstaubt und doch so vertraut – dein Blickkontakt.
Dein Kopf neigt sich im Licht, doch meine Blicke merkst du nicht.
Wir schauen uns lange an und ich denke, irgendwann …
EINFACH SEIN
Ein Song, den wir mit der Band zwar nur einmal gespielt haben … da er aber in gewisser Weise eine „Gemeinschaftsproduktion“ mit meiner Viersener Freundin Claudia ist, soll er dennoch auf dieser Seite Erwähnung finden. Dabei handelte es sich ursprünglich um einen Mailaustausch – dessen Inhalt Grundlage dieses Textes ist – und der von den vielen vielen Schwierigkeiten der Beziehung zwischen Frau und Mann handelte…
Schön das wir uns sehen,
auf dem Weg, den wir längst gehen.
Ein stiller Tor macht neugierig, dachte, du würdest verstehen,
so leise, etwas schwerfällig, man kann die Formen drehen.
Frag mich, wenn du kannst,
wie es mir geht und wie es um mich steht.
Und wenn ich die falsche Antwort gäbe, wäre es doch nicht zu spät,
Und wenn ich die falsche Antwort gäbe, wäre es doch niemals zu spät.
Lass mich einfach SEIN, doch niemals lass mich vorbei !
Gewähr mir bei dir Einzelhaft, für ein Leben, für diese Nacht.
Sprich kein Urteil unbedacht, wärm´ mich auf Verdacht.
Halt mich, halt mich im Arm,
frag nicht nach, was heut geschah,
ich will mein Sehnen an dich lehnen, müde heimwärts gehen,
heute bist du all mein Leben, solltest es verstehen
Musik: Ewen; Text: Ewen/Heide
2003 / Background: S.D. Otte /
IM HERZEN
Ein Stück Nachkriegszeithuldigung oder -überlegung mit dem Hintergedanken, dass ich nie aus Bonn weg wollte und wir alle Glück genug hatten, noch keine Nachkriegszeit erlebt haben zu müssen.
Am Bahnhof stellen sie immer noch Weichen und die Stadt bleibt weiter was sie je war.
Er zieht so durch die Straßen und denkt sich, dieser Trödler ist doch ewig schon da.
Sie hatten sich die Nasen platt gedrückt, hier waren sie ein Stück ihrer Welt entrückt,
die Züge zogen vorbei am Haus und alle wollten mit ihnen raus …
Im Herzen bleibst du doch immer da, wo du deinen Traum, Stück für Stück konntest bauen.
Mit Landkarte in junger Hand, zog es ihn durch ein Land,
in dem der Blick über Trümmer versprach, dass das Leben danach …
die Leine etwas lockerer hält und er fand das Glück dieser neuen Welt,
sah Städte scheinbar neu entstehen und doch so vieles blieb bestehen …
Im Herzen bleibst du doch immer da, wo du deinen Traum, Stück für Stück konntest bauen.
2005 /
IMMER MEHR
Immer mehr trägst du vor dir her, dein Schiefgang stört ist unerhört.
Immer mehr stehst du ganz verkehrt,
trägst Sonnenbrillen auch wo es stört.
Denkst bist der Geist in allen Flaschen,
der Zeiger jeder Uhr,
das letzte Paradieszugangssymbol.
Du schweigst im Wort, dein Alibi verdorrt,
du stiehlst mir Zeit in einem fort.
Sag nichts mehr, dein Strohsack ist leer,
dein Monopol gilt hier nichts mehr.
Du blockierst die eigenen Leute, verrennst dich in dir selbst,
fällst in jede Falle die du stellst.
Geh nach Haus, das Spiel ist aus,
die großen Gesten stehen dir längst nicht mehr.
Mach dich fort, von diesem Ort,
deine Taschenspielertricks nerven zu sehr.
Es ist was kommt, es war stets dein,
es wird nie anders als so sein.
Schreib dein Buch und lass uns in Ruh´,
doch mach die Tür hinter dir zu!
Deine Ohnmacht kommt aus Kübeln, dein Händedruck beengt,
dein Wortwitzmodul ganz verklemmt.
IN VOLLEM LAUF
… ereignete sich dieses merkwürdige Jahr, als sich in meinem Umfeld auf einmal Beziehungen auflösten bzw. aufzulösen drohten und kurz nachdem dieser Text hier fertig war, „ereignete“ es mich dann selber …
Die Straßen sind leer, ich gäbe alles her,
mich freizukaufen, doch wie weit muss ich laufen?
Gefühle stehen quer – du wolltest soviel mehr –
doch der Weg ist längst nicht mehr der …
Der er mal war, der Rosen vorsah,
mich aus den Angeln hievte, die Zukunft verbriefte.
Es ist alles im Fluss – jeder soweit er muss –
es ist der Tropfen Richtung Meer.
Hey Babe, Babe da ist noch wer, auch wenn die Sterne einzeln fallen,
ist der Himmel bald leer.
Ich wäre, wäre nicht mehr der, der für deine Augen wie ein Spiegel wär.
In vollem Lauf – traf ich jemand anders und der war gut drauf.
In vollem Lauf – rase ich dir davon und hol´ mir was ich brauch´.
In vollem Lauf – Aus ein paar Sekunden – wurden Wegesstunden.
Was wirklich zählt und mir Fallen stellt,
was wesentlich ist, mich in die Fresse küsst,
ist keins deiner Lieder, kein Überflieger,
das sind die Fragen die du niemals gestellt …
Alles im Reinen, umgeben von Zäunen,
kleines Glück auf Rezept, im Detail versteckt.
So kam die Ohnmacht in Schüben, das Fischen im Trüben,
und der Köder war schwer.
Hey Babe, Babe da ist jetzt wer, der ist wohl nicht viel besser,
doch er blutet mehr.
Ich wäre, wäre nicht mehr der, der dir sagen würde, ich will wieder mehr.
Glücklose Stunden, ein Schlupfloch gefunden, die Ausstiegssucht drängt mich zur Flucht.
Nach vorn, in die Weite, in die Endlosigkeit – Ich bin soweit …
2000 /
LYRIKER
„Rimbaud hört auf zu schreiben, sobald, zwingender als jede Überlegung, das Ende der Kindheit ihn der Hoffnung beraubt, das Leben ändern zu können“ (Bonnefoy, Y.: Rimbaud).
Da warten Tausende von Reime, doch es fällt mir keiner ein,
Rilke frisst die Feder, dein Gesicht aus Stein.
Sag´s durch tausend leere Worte, tarn dich rasch als Synonym,
sei angenehm!
Was denkst du bloß, ist mit mir los?
Du rezitierst meine Briefe und ich gebe mir Applaus.
Laufsteg-Poesie, ganz gradeaus.
Ich wärmte mich an Silben in gelungener Einsamkeit,
das ist vorbei!
Was denkst du bloß, ist wohl mit mir los?
Oh Lyriker, nur zwischen den Jahren ist dir alles klar,
ein Meer voller Träume, eine Straße im Wind,
da, wo dir alles gelingt.
Oh Lyriker, erst hinter den Fragen wird die Wahrheit klar:
Die Werte im Eimer, der Fährmann blind,
da, wo die Sehnsucht ertrinkt.
Manchmal stürzten mich Gedanken in die Tiefe bis ich schrie,
versenkten mich im Dickicht grauer Poesie.
Tauschte Abklang gegen Aufrutsch und plünderte das Wort –
„Entfremdungsmord“!
Die Straßen ziehen weiter, doch die Rast ist meine Wahl,
baue mir am Wegrand mein Reim-Denkmal.
Ich warte tausend Stunden bis die Inschrift Feuer fängt
und weine ungehemmt.
Was denkst du bloß, ist wohl mit mir los?
Akustik 2000 /
NIE GENUG
… geschrieben für all jene, die sozial-gedachtes Geld verteilen und jene, die es grundlos einsäckeln.
Nicht genug ist nicht genug, niemals gut genug und selbst genug vergeht im Flug, ist niemals gut genug.
Nur auf ein Wort, und fall´ nicht gleich vom Bücherschrank.
Du kannst mich mal leise, kreuzweise und staatlich anerkannt!
Sag, was sollen diese Sprüche, der „Ich-versteh-euch-Auszieh-Trip“,
Psychosprache, Betroffenheitsgeschwafel, „Nirgends ist´s so schön
wie daheim“. Ja, zieh die Stirn ruhig kraus.
Was mit dem Klauen, und warum führt kein Weg so weit ?
Ich will dir mal sagen, nicht klagen, doch darum bin ich meist breit !
Frisch von der Leber: Wie sieht´s jetzt flüssig aus ?
Dein ewiges Gesabbel und Weicheigebrabbel bringt mich hier nicht raus!
Also drück´ dich gefälligst in Scheinen aus,
meine Alte wartet Zuhaus!
Und darum Schluss der schönen Worte, Finanzen her!
So Spießer eurer Sorte brauchen wir nicht mehr.
Wir wollen auch hier den Durchbruch und steuerfrei dazu.
Nicht genug ist nicht genug ist niemals gut genug und selbst genug vergeht im Flug ist niemals gut genug.
Das Ende vom Lied ist 70 Mark verdient.
Geschwört auf die Bibel, Fibel, und gleich weggebeamt.
Wie´s weitergeht, dass ist recht schnell erzählt:
Der Sohn studiert Jura, heimlich in Wien,
und so lassen wir die Korken noch fliegen.
Ja ich liebe dieses Land, solange es zahlt!
PLAN´S NICHT EIN
Wart den Tag ab, hol die Gläser aus dem Schrank,
das sind so Stunden, die sind dir doch bekannt.
Mensch Timo, jetzt fang´ nichts Größeres an,
zum Glück geht’s ganz woanders,
so kommt man da nicht ran.
Und du hol´s Netz ein, der Fang ist längst vorbei
so wie das Singen am Fuß der Loreley.
Hey Lisa, jetzt lass dich mal kurz treiben,
der Wind verspricht heut´ Gutes,
du musst dich nicht beeilen.
Plan´s nicht ein, das kommt nur von allein.
Plan´s nicht ein, geh querfeldein.
Plan´s nicht ein, wie könnt es anders sein
als von allein.
Timo trifft Lisa auf einer Bank ganz nah am Rhein.
Es gibt da Orte so wie dieser, der ruft die Suchenden herbei
und ihr Leben steht eine Weile still,
weil jeder von den Beiden
ins Andere mit will.
Plan´s nicht ein, das kommt nur von allein.
Plan´s nicht ein, geh querfeldein.
Plan´s nicht ein, wie könnt es anders sein
als von allein.
Ne Spur verspielter zieht grad ein Kahn vorbei,
der Fisch im Wasser klammheimlich sich mit freut.
Hey Freunde, ich glaube nebenbei
egal was ihr jetzt vorhabt
so wird´s nicht ewig bleiben.
Plant´s nicht ein, das kommt nur von allein.
Plant´s nicht ein, geht querfeldein.
Plant´s nicht ein, wie könnt es anders sein
als von allein.
TRAU´ KEINEM SINGLE
… entstand nach einem Gespräch mit Marc vor vielen, vielen Jahren auf einer dieser ewigen Studenten-Partys, die wir öfter als regelmäßig besuchten. Wer sieht wem besonders tief in die Augen und welche Sprüche ziehen am besten … logisch, das wir auch an diesem Abend wieder alleine nach Hause gingen … einer der ersten Songs der Asphaltrosen – der Erste? – daher hier aufgeführt und vertont!
Wir waren Edel und Stahlhart, wir waren viel zu schön.
Waren Napoleon, auch `mal Warhol, eben immer `nen Kopf zu klein.
Sie impften uns mit Filmen, den smarten Bänkern und coolen Denkern,
die noch auf Herrentoiletten flirten und selbst uns Jungs betörten.
So tanzten wir durch Nächte, stets im Rhythmus der Gedichte,
die noch so verlogen, doch scharf waren wie Kanonen.
Trau´ keinem Single, die sind schon solo geboren,
bloß keinem Single, die zocken dich ab!
Das sind doch alles nur Gelegenheitsdiebe,
das sind doch alles wundgelegene Triebe.
Trau´ keinem Single!
Wir waren Falle, wir waren Steller, wir waren stets bereit.
Und die Blicke die sich trafen, waren zu tief um wahr zu sein.
Es ist heiß im Krieg der Augen, im Land der Phrasen und Aufziehhasen,
da wo Worte Körper rauben und Küsse an dir saugen.
Und so tanzen wir durch Nächte, stets im Rhythmus der Gedichte,
die noch so verlogen, doch scharf sind wie Kanonen.
ca 1995 / Oliver Burg (Drums); Micky Paffenholz (Gitarre)
WARUM KOMMST DU GRAD HEUT` SO SPÄT? – ehemals gecoverter Clapton Song –
Finde keine die geht,
sehe keine die zu mir steht,
wie kann ich jemals wieder ausgehen?
Die Eine zu klein,
die Nächste viel zu groß,
ich weiß, sie brechen mein Herz wo sie können.
Warum kommst du grad heut´ so spät?
Bloß keine in grün,
ich werde zum Ungetüm,
ich stell´ mich doch nicht zu euch auf die Weide!
Wo bleibt dieser Mann,
der angeblich alles kann,
kommt doch auch zu früh, wo er nicht sollte.
Warum kommst du grad heut´ so spät?
Die Welt ist gemein,
warum passe ich hier nicht rein,
schuld sind die feisten, fetten Jahre,
die du mir beschert.
Dein Geld ist da nichts wert,
wo ich mir vorkomm´ wie ein Nilpferd.
Warum kommst du grad heut´ so spät?
ZWIESPÄLTIG (Einen Tag sollte jeder Kanzler sein) – jetzt: Schön ist es …
Stimmsüchtig, endneutral, Papierkriegsmoral, Haushaltsspeiseplan, klar kein Cent kommt an!
Wieder plagt mich Petitionsverdruss,
warte auf den Reichstagsladenschluss,
doch nur Insider haben´s wieder gewusst :
Nullrundenalarm, letzte Chance vertan, Offbeat, Reaktion, zu spät und unbetont!
Fragt nicht welchen Sender sie heut´ spielen,
klagt nicht, denn die Hoffnung ist geblieben.
Einen Tag sollte jeder Kanzler sein,
all die Phönixe, die am laut´sten schreien,
nur einen Tag müsste jeder Kanzler sein,
das bisschen Arbeit machen wir obendrein.
Blauäugig, Staatsauktion, Karnevalsfraktion, Novellierungsstreich, weder Fisch noch Fleisch!
Wieder springt die Karre nicht gleich an,Bild Simshäuser
unentbehrlich wär´ ein Masterplan,
ich stöber´ in Gesetzen und füg´ an:
Einen Tag sollte jeder Kanzler sein,
all die Phönixe, die am laut´sten schreien,
nur einen Tag müsste jeder Kanzler sein,
das bisschen Arbeit machen wir obendrein.
Ich sprech´ von Wertarbeit, Redlichkeit, Besonnenheit, Kaffezeit,
denn etwas Pause müsste schon drin sein!
© Musik/Texte: Ralf Ewen